K+ 5,5–5,9 mmol/L: Ursache suchen, überwachen.
K+ 6,0–6,4 mmol/L: Behandlung abhängig von klinischem Zustand, EKG-Veränderungen und Anstiegsgeschwindigkeit.
K+ ≥ 6,5 mmol/L: Notfallbehandlung indiziert.Monitorüberwachung, Venenzugang, Notfalllabor inkl. Kontrolle des Kaliumwerts(!).
K+-Zufuhr beenden (Infusionen, orale Medikation).
Bei typischen EKG-Veränderungen Calcium-Gabe (30 ml Calciumgluconat 10% oder 10 ml Calciumchlorid 10% über 2–5 min).
Kontroll-EKG nach 5 min, ggf. erneute Ca-Gabe.Umverteilung des Plasmakaliums mit Insulin-Glukose,
evtl. Salbutamol-Inhalation (10–20 mg über Vernebler).Evtl. Gabe von Ionenaustauscher, um das Kalium dem Körper zu entziehen.
Rechtzeitig Kontaktaufnahme zum Dialysedienst.
Engmaschige Kontrollen von Kalium und Blutzucker.
Kaliumwert kontrollieren: große Vene, kurz stauen, wenig Sog, schnell ins Labor. Am besten Lithium-Heparin-Röhrchen verwenden oder BGA. Bei klinischer Instabilität und EKG-Veränderungen nicht mit dem Therapiebeginn auf die Bestätigung warten.
Die Hyperkaliämie sollte akut behandelt werden bei Werten > 6,5 mmol/L oder wenn EKG-Veränderungen auftreten.
Auslösende Medikamente
Typische Auslöser sind ACE-Hemmer, Sartane, Aliskiren, Spironolacton, Eplerenon, Triamteren, Amilorid, β-Blocker, Trimethoprim, NSAR. (Auch Cyclosporin, Tacrolimus, Heparine.)
EKG
Typische EKG-Veränderungen sind spitze T-Wellen, ein Verlust der P-Welle, verlängerte PQ-Zeit, ein Verlust der R-Amplitude, verbreiterter QRS-Komplex, ein Sinuswellenmuster und Asystolie.
Bei instabilen Patienten können Sinusbradykardie, Bradykardie mit breitem Kammerkomplex, regelmäßige Breitkomplex-Tachykardie mit einer Frequenz < 120/min Ausdruck der Hyperkaliämie sein.
Ein normales EKG schließt eine Hyperkaliämie nicht aus.
Membranstabilisierung
Kalzium wird zur Stabilisierung der myokardialen Zellmembran verwendet. Es senkt die Serumkonzentration von K+ nicht. Calciumchlorid ist wirksamer, reizt aber auch die Venen stärker.
Umverteilung
Nur ein kleiner Teil des Kaliums ist extrazellulär, deshalb kann durch Aufnahme von Kalium in die Zellen das Serum-Kalium effektiv gesenkt werden.
Insulin + Glukose
Alt-Insulin 10 IE mit 25 g Glucose (z.B. 250 ml Glucose 10% oder 60 ml Glucose 40%) als Injektion oder schnelle Infusion. Wirkbeginn nach 15 bis 30 min, maximaler Effekt nach 30 bis 60 min, Wirkdauer 4 bis 6 h.
Falls der Ausgangs-BZ unter 126 mg/dL (7 mmol/L) liegt, zusätzlich Infusion von Glucose 10% auf 50 ml/h über 5 Stunden.
Beta-2-Agonisten
Beta-2-Agonisten sind nützlich, sollten aber nicht als Einzelbehandlung eingesetzt werden, da 12-42 % der Bevölkerung nicht ansprechen. Die inhalative Verabreichung ist ebenso wirksam und mit weniger Nebenwirkungen verbunden als die intravenöse Verabreichung. Wirkbeginn nach 15 bis 30 min, Wirkdauer 4 bis 6 h.
Insulin + Glukose in Verbindung mit Beta-2-Agonisten haben einen synergistischen Effekt auf die Senkung des Serumkaliums.
Kalium-Entzug – Ionenaustauscher
- Natrium-Zirkonium-Cyclosilikat (Lokelma®) 3 x 10 g über 72 Stunden. Wirkeintritt nach 1 bis 2 Stunden.
- Patiromer (Veltassa®) 8,4 g pro Tag. Wirkeintritt nach 4 bis 7 Stunden.
- Resonium/CPS-Pulver o.ä. 15 g 3x täglich oral. Nur bei leichteren Fällen wegen langsamem Wirkeintritt, immer mit Lactulose kombinieren wegen Gefahr der Obstipation.
Anderes
- Bikarbonat ist bei einer metabolischen Azidose nützlich, bei normalem pH-Wert nicht wirksam.
- Normale Kochsalzlösung wird nicht empfohlen, da sie über eine hyperchlorämische Azidose das extrazelluläre Kalium erhöht.
- Bei erhaltener Urinproduktion balancierte Infusionslösung mit 20–80 mg Furosemid in Betracht ziehen (aber Euvolämie beibehalten).
Weiterlesen
- ERC-Leitlinie Cardiac Arrest in Special Circumstances und Poster über die Notfallbehandlung der Hyperkaliämie
Letzte Überarbeitung: 08.12.2024